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Augen auf beim Futterkauf – ein Leitfaden durch den Etikettendschungel
Dass die Ernährung beim Menschen maßgeblich für die Gesundheit förderlich ist, ist hinreichend bekannt und anhand zahlreicher Studien bewiesen. Andersherum betrachtet fördert eine schlechte Ernährung also Krankheiten wie Allergien, Störungen des Bewegungs- bzw. Verdauungsapparates, Übergewicht und Diabetes und vieles mehr.
Bei den Tieren verhält es sich nicht anders! Erhalten sie keine artgerechte und gesunde Ernährung, werden sich früher oder später Mangelerscheinungen zeigen. Oft erkranken sie an Beschwerden, die auf den ersten Blick nichts mit einer falschen Ernährung zu tun haben (Unverträglichkeiten, Juckreiz, Anfälligkeiten für Pilze oder Parasiten).
Du möchtest stets nur das Beste für dein Tier. Also hast du für die Futterauswahl gelernt: Lies, was drin ist. Auf dem Etikett!
Aber was steht da eigentlich genau? Weißt du es genau? Oder geht es dir auch so wie den meisten Tierhaltern, dass du dich im Etikettendschungel nicht zurechtfindest. Oder bleibt bei dir eine unangenehme Restunsicherheit, was jetzt da wirklich drin ist in dem Futter, das du gibst?
Du bist zurecht skeptisch! Denn auf vielen Etiketten stehen Begriffe, mit denen du als Laie gar nichts anfangen kannst. Oft werden bestimmte Substanzen, die eigentlich nicht erwünscht sind, mit Synonymen verdeckt.
Um dir etwas mehr Durchblick in diesem Blätterwald zu ermöglichen, habe ich diesen Blogartikel verfasst. Damit du bei deinem nächsten Futterkauf auf die richtigen und wichtigen Dinge achten kannst. Denn Hersteller sind mittlerweile sehr kreativ in der Art ihrer Angaben.
Doch zunächst einmal klären wir die Frage:
Wer bestimmt eigentlich, was zwingend auf dem Etikett stehen muss und wer kontrolliert, ob auch drin ist, was draufsteht?
Die Werbung verspricht da die großartigsten Dinge! Die EU schreibt die Kennzeichnung und Etikettierung von Futtermitteln in den EU Staaten in der Futtermittelverkehrsverordnung vor und die einzelnen Staaten kontrollieren diese. Kontrolliert wird in Deutschland durch die Futtermittelüberwachungsbehörde, die Ländersache ist.
Was muss auf dem Etikett stehen?
Gesetzliche Vorschriften:
- Produktname
- Bezeichnung
- MHD, Chargennummer, Registriernummer
- Nettogewicht
- Name und Anschrift des Verantwortlichen
- Ob es um Alleinfutter oder Ergänzungsfutter handelt.
- Sämtliche Inhaltsstoffe und deren Zusammensetzung
- Analytische Bestandteile
Zusammensetzung = Inhaltsstoffe
- Die Aufzählung der Inhaltsstoffe erfolgt immer nach Anteil absteigend.
Daraus folgt: Was an 1. Position steht, ist am meisten enthalten. - Die Inhaltsstoffe werden in Prozent angegeben. Dabei sollte IM IDEALFALL die Summe der Prozentzahlen immer 100 ergeben.
- Leider sagt die Auflistung der Inhaltsstoffe überhaupt nichts über die Qualität dieser aus.
Analytische Bestandteile = Anteil von Proteinen, Fetten, Rohfaser, Rohasche und Feuchtigkeit.
Hier mal ein paar wichtige Begriffe, die Ihr auf jeder Dose/Tüte finden werdet und deren Bedeutung Ihr kennen solltet.
Rohprotein
Rohprotein ist einfach der gesamten Proteingehalt eines Futters. Achtung, die reine Prozent- oder Zahlenangabe ist kein Qualitätsindikator! Die Herkunft des Proteins spielt eine große Rolle und auch Geflügelfedern haben Proteine, welche aber minderwertig und schwer verdaulich sind. Ein Protein aus einer minderwertigen Quelle ist für den Hersteller billig, nützt aber wenig. Gut verwertbar ist beispielsweise das Protein aus Muskelfleisch. Weniger gut verwertbar sind Eiweiße aus Hufen, Haaren oder Federn und aus pflanzlichen Quellen.
Daneben lassen sich hochwertige Proteinverbindungen an zwei Indikatoren erkennen: Lysin und Methionin. Dabei handelt es sich um hochwertiges Muskeleiweiß, das teilweise von den Futtermittelherstellern zugesetzt wird.
Rohasche
Um den Rohaschegehalt zu ermitteln wird das Futter solange erhitzt, bis nur noch Asche übrigbleibt. Aus dieser Menge ergibt sich der Anteil an Mineralstoffen und Spurenelementen des Futters. Wer jetzt denkt, je mehr desto gut, liegt jedoch falsch! Denn auch Sand fällt unter diesen Wert. Ein hoher Rohaschegehalt weist eher darauf hin, dass eine größere Menge Knochen, Federn und ähnliche Tierbestandteile verarbeitet wurden.
Der Rohaschewert sollte bei Trockenfutter unter 10 %, bei Nassfutter unter 2 % bleiben.
Eine detaillierte Aufführung des Gehalts an den einzelnen Mineralien wäre wünschenswert.
Rohfaser
Die Rohfasern, also alle unverdaulichen Pflanzenbestandteile, bestimmen den Ballaststoffgehalt eines Futters. Diese Pflanzenfasern sind wichtig für eine gute Verdauung; dazu zählen zählen etwa Zellulose, Hemizellulosen und Lignin.
Rohfett
Hier wird die Summe aller im Futter enthaltenen Fette aufgeführt.
Auch hier gilt: es wird nichts über die Qualität der enthaltenen Fette ausgesagt. Ob diese hochwertig, pflanzlich oder tierisch sind (oder im Extremfall Altöl), erfährst du nichts.
Feuchte
Feuchte gibt an, wie hoch der Anteil an Wasser ist, wenn das Futter komplett dehydriert werden würde.
Offene und geschlossene Deklaration
Geschlossenen Deklaration: Inhaltsstoffe werden in Gruppen kategorisiert:
Beispiel: Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse
Nachteil: keine genauen Aussagen über Art und Qualität der Inhaltsstoffe
Offene Deklaration: einzelne Bestandteile werden aufgelistet in der Reihenfolge ihres Anteils absteigend.
Eine offene Deklaration zeigen nur wenige Futtermittelhersteller, denn er muss prozentgenau auflisten, was im Hundefutter enthalten ist. Anifit ist einer dieser wenigen Hersteller.
Tricky: Die Zutatenliste
Der Trick besteht darin, die Zutaten so geschickt aufzuteilen, damit zum Schluss das Beste an vorderster Stelle steht.
Beispiel: Lammfleisch, Hirse, Gerste, Mais, Geflügelfett
Hier wird suggeriert, dass die Hauptzutat Lammfleisch ist. Nehmen wir aber den Kohlehydratanteil (aufgeteilt in Hirse+Gerste+Mais) zusammen, ist der vermutlich viel höher als der Lammfleischanteil.
Beliebt sind auch Aufteilungen wie:
Mais -> Mais, Maiskleber, Maismehl
Reis -> Reis, Reismehl, Vollkornreis
Erbsen, Erbsenprotein, gelbe Erbsen
Die „bunte“ Welt der Mehle
Tiermehl
Kann alles vom Tier sein, in gemahlener Form. Die Tierart ist nicht bestimmt. Von Elefant über Schnecke zu Schildkröte kann alles drin sein. Alles vom Tier bedeutet: Schwänze, Knochen, Augen, Schnäbel. Klauen, Urin, Fell.
Geflügelmehl:
Alles vom Geflügel kann drin sein inkl. Füße, Schnäbel, Kamm, Federn, Knochen usw. Es kann auch Fleisch darin sein, muss aber nicht.
Fleischmehl:
Zermahlenes Fleisch von allen möglichen Tierarten. Vermutlich viel Schwein, da es am billigsten ist (Huhn oder Rind würde der Hersteller angeben)
Geflügelfleischmehl:
Ist ausschließlich getrocknetes und zermahlenes Geflügelfleisch.
Liest man häufig: Geflügelprotein
Heißt nur, dass es Proteine vom Geflügel sind. Es kann, aber muss kein Fleisch sein. Auch Knochen, Schnäbel und Füße haben Proteine.
Tricky: Die %-Angaben in Klammern
Wusstest du, dass es ein großer Unterschied ist, ob die Prozentangaben in Klammern stehen oder nicht?
Also ob es heißt Lammfleisch 25% oder Lammfleisch (25%)?
Nehmen wir wieder unser Beispiel oben:
Steht Lammfleisch 25 %, muss der Inhalt der Packung zu 25% aus Lammfleisch bestehen.
Steht dort aber Lammfleisch (25 %) kann das 2 Bedeutungen haben:
- Es ist tatsächlich 25% Lammfleisch im Futter
(Wenn dem tatsächlich so wäre, hätte der Hersteller die Zahl sicherlich eindeutig ohne Klammer geschrieben.) - Und das ist viel wahrscheinlicher:
25% des Lammfleisches haben eine andere Beschaffenheit als die restlichen 75%. Es sagt nichts über die Gesamtmenge an Lammfleisch aus. Das könnten u.U. nur 16% sein.
Merke:
Klammern sind immer schlecht, wenn sich nur eine Zahl darin befindet. Zahlen ohne Klammern sind wesentlich eindeutiger und daher zu bevorzugen.
Ganz viel Vorsicht solltest du bei Doppelklammern walten lassen:
Fall 1: Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (Lammfleisch 60%)
Bedeutet glasklar: Von Fleisch und tierischen Nebenerzeugnissen sind 60 % Lammfleisch
Fall 2: Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (Lammfleisch) (60%)
Es ist Lamm enthalten. 60% des Fleischs und der tierischen Nebenerzeugnisse hat eine andere Beschaffenheit als die restlichen 40%. Es können auch andere Fleischsorten enthalten sein.
Achtung bei solchen Angaben: Geflügelprotein, Geflügelfett, Tierprotein, Mais, Weizen
- Hier KANN Fleisch drin sein, muss aber nicht. Proteine sind auch in Schnäbeln, Füßen und Federn. Aber sie sind sehr minderwertig.
- Möglicherweise ist hier gar kein Fleisch enthalten, denn der Begriff "Fleisch" kommt gar nicht vor.
Die Krux mit den Konservierungsstoffen
Es wird angenommen, dass Konservierungsstoffe den Stoffwechsel beeinträchtigen, Schilddrüsenhormone stören, die Verdauungsorgane stören können.
Leider ist es so: Auch wenn „ohne Konservierungsstoffe“ draufsteht, heißt das nicht, dass wirklich keine drin sind.
Bezieht der Futterhersteller von einem seiner Lieferanten Zutaten wie z. B. Öle oder Fette, kann er trotzdem „ohne Konservierungsstoffe“ deklarieren, auch wenn diese Zutaten vorab von dem Lieferanten mit Konservierungsstoffen behandelt worden sind.
Nun wird wohl auch klar, warum ein Trockenfutter, das in der Regel Fette (werden ranzig) enthält, bis in die Puppen haltbar ist.
Merke:
Umso weniger und allgemeine Angaben ein Hersteller macht, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass hier etwas verschleiert werden soll.
Zusatzstoffe:
Lt. EU-Richtlinien gehören auch Vitamine und Spurenelemente zu den Zusatzstoffen. Zusatzstoffe werden zugeführt, um die Zusammensetzung des Futters auszugleichen, ihm eine bestimmte Farbe, Konsistenz, Aroma und Stabilität zu geben. Alle Stoffe müssen amtlich zugelassen sein, sie werden auf die Verträglichkeit geprüft und es zählen weder Hormone, noch Antibiotika dazu. Unverträglichkeitsreaktionen auf chemische Zusatzstoffe können möglich sein.
Für Allergiker: Was ist hydrolisiert?
Insbesondere auf Spezialfutter für Allergikerhunde ist der Begriff „hydrolisiert“ zu finden.
Bei der Hydrolyse werden die Bestandteile des Futters werden sehr stark in ihre Einzelteile zerlegt, damit das Immunsystem Ihres Tieres diese nicht mehr erkennt und darauf nicht mehr reagiert bzw. erst gar keine Allergien entstehen können. Die Qualität des Futters wird dadurch nicht vermindert. Problematisch ist, dass beim Hydrolisieren Glutamat freigesetzt wird. Ein Geschmacksverstärker, dem nachgesagt wird, dass er gesundheitsschädlich sei. Was aber nicht nachgewiesen ist.
Tierische Nebenerzeugnisse – gut oder schlecht?
Grundsätzlich nichts Schlechtes, da der Wolf oder Wildhunde in freier Wildbahn auch tierische Nebenerzeugnisse fressen.
Nebenerzeugnisse sind u.a. Innereien, die lebenswichtig für unsere Hunde sind, da sie daraus ihre lebenswichtigen Vitamine und Mineralstoffe ziehen
Aber diese “Nebenprodukte” können auch alles sein, was von einem Schlachttier übrigbleibt: Krallen, Hufe, Schnäbel, Fell.
Du merkst, eines lebenswichtig, das andere nur minderwertig.
Daher listen gute Deklarationen die tierischen Nebenerzeugnisse auf. Achte daher auf die Angaben.
Schlecht:
Bezeichnung: “Hundefutter mit Lamm”
Deklaration: „Fleisch- und tierische Nebenerzeugnisse (u.a. mind. 4% Lamm), Getreide und pflanzliche Nebenerzeugnisse.
Der Hundehalter erfährt nichts darüber, was genau vom Lamm verarbeitet wurde. Ist es tatsächlich Muskelfleisch? Oder handelt es sich um tierische Nebenerzeugnisse? Und wenn, um welche genau?
Was macht ein Futter empfehlenswert?
Um das herauszufinden zu können, ist es wichtig, dass man die Deklaration richtig deuten und lesen kann.
Hochwertiges Hundefutter beinhaltet nicht nur qualitativ anspruchsvolle Zutaten, sondern ist idealerweise naturbelassen. Nur dann handelt es sich um artgerechtes Hundefutter. Das Verhältnis von Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen ist ausgewogen. So sollte beispielsweise der Phosphor- oder der Kalziumgehalt einen bestimmten Wert nicht übersteigen.
Tierversuche – Nein Danke!
Als letztes noch ein Punkt, der mir selbst sehr am Herzen liegt.
Was viele Tierhalter nicht wissen: Konventionelle Tiernahrung wird häufig an Hunden und Katzen getestet, die ihr Dasein unter sehr traurigen Bedingungen in Versuchslaboren fristen müssen und im Laufe der Tests nicht selten ihr Leben lassen. (https://tiernahrung.peta.de/hintergrundinformationen)
Für die meisten Hundehalter ist es "nur" wichtig, dass das Hundefutter glutenfrei ist, sie möchten ein natürliches Hundefutter und selbstverständlich soll es artgerecht sein. Tierversuchsfreies Hundefutter sollte jedem Hundehalter wichtig sein!
Ich persönlich würde ein Hundefutter nur dann als sehr gut bzw. empfehlenswert einstufen, wenn es auch ohne Tierleid hergestellt wird. Ich finde, dieser Zusatz “Hundefutter ohne Tierversuche” sollte unbedingt in einer Deklaration stehen, wie es AniFIT z.B. trägt. Bei Peta findest du eine Liste mit denjenigen Herstellern, die tierversuchsfrei produzieren. Du findest sie hier: www.tiernahrung.peta.de/#liste
Quellenangaben:
https://www.welt.de/gesundheit/article3276919/So-schaedlich-ist-Glutamat-im-Essen-wirklich.html
https://hundefutter-ratgeber.info/hundefutter-deklaration/
https://tiernahrung.peta.de/hintergrundinformationen