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Frage einen Menschen: „Wie wichtig ist Blutspenden?“ Und fast jeder wird mit dem Slogan des DRK antworten: „Blutspende rettet Leben!“
Unter Tierhaltern jedoch scheint das Thema fast unbekannt. Einer englischen Studie zufolge wissen nur 5 % der Tierhalter über tierische Blutspende Bescheid. Eigentlich ist nur Betroffenen bewusst, dass für unsere vierbeinigen Lieblinge das gleiche wie im Humanbereich gilt. Ich nehme mich da nicht aus; so ging es mir auch.
Erst der Beitrag eines Facebookfreundes über seinen Hund Ewan, der durch seine Blutspende ein anderes Hundeleben retten durfte, hat meine Aufmerksamkeit für dieses Thema geweckt.
Ewans Besitzerin Britta stand mir freundlicherweise für ein Interview zur Verfügung. Vielen Dank dafür! Erst da wurde mir richtig klar, dass das Thema lebensrettende Blutspende für uns Tierhalter genauso wichtig ist, aber ziemlich unbekannt. Unser Gespräch mich inspiriert, das Thema ausführlicher zu recherchieren. Schließlich musste einfach ein Blogbeitrag daraus werden, mit dem Ziel, das Thema bekannter zu machen und ins Bewusstsein der Tierhalter zu rücken. Mein eigener Hund ist zu klein, um zum Blutspenden zugelassen zu werden. Aber wenn dieser kleine Blogbeitrag nur einen weiteren Tierhalter dazu veranlasst, sein Tier als Blutspender registrieren zu lassen und dies ein anderes Tierleben rettet, bin ich glücklich und zufrieden.
Wie sieht die Situation allgemein aus?
Blutbanken, wie wir sie im Humanbereich kennen, gibt es in Deutschland nur wenige; die erste entstand 1996 an der Berliner Freien Universität. Rund 300 Hunde und 180 Katzen bekommen hier pro Jahr eine Bluttransfusion. Nicht nur nach Unfällen mit hohem Blutverlust, auch bei großen OPs, Immunerkrankungen und Gerinnungsstörungen kann eine Blutübertragung notwendig sein. Hat ein Tier Rattengift gefressen, kann oftmals nur durch eine Bluttransfusion sein Leben gerettet werden.
Im restlichen Land sind die Tierkliniken und Praxen in der Regel auf freiwillige Blutspenden angewiesen. Daher erfolgen die lebensrettenden Blutspenden oftmals nach Bedarf, nicht auf Vorrat.
Wie beim Menschen ist nicht jedes Tier ist zum Blutspenden geeignet. Und wie beim Menschen gibt es unterschiedliche Blutgruppen, die zueinander passen müssen.
Der Hund besitzt insgesamt 12 Blutgruppen, von denen aber nur die 2 hauptsächlichen getestet werden: DEA 1.1. positiv und DEA 1.1. negativ.
Katzen haben 3 Blutgruppen: A, B und AB; (Hier fand ich 2 Aussagen: also „ähnlich wie beim Menschen“ und „hat nichts miteinander zu tun“.)
Wann kann mein Hund Blut spenden?
Grundsätzlich kann jeder gesunde Hund Blut spenden. Jedes Mal geht eine gründliche Untersuchung des spendenden Tieres allem voran.
Darüber hinaus müssen folgende Kriterien erfüllt werden:
- Hunde dürfen nicht älter als 10 Jahre sein
- Sie müssen mindestens 20 KG wiegen, besser 25 KG
- Sie müssen ein ruhiges Gemüt haben und folgsam sein.
- Keine Medikamente nehmen
- Regelmäßig geimpft und entwurmt sein
- Hündinnen dürfen nicht läufig sein
- Sorgfältige Zeckenprophylaxe ist gewünscht
(Anm.: Die Angaben variieren hier in den einzelnen Artikeln je nach Klinik etwas)
Nicht spenden dürfen Hunde, die aus dem südlichen Ausland stammen bzw. die oft dorthin reisen. Hier ist die Gefahr zu groß, dass Krankheiten übertragen werden oder eine starke Immunabwehr beim Empfängertier auslösen. Ebenso kommen Hündinnen, die schon einmal trächtig waren, als Spenderinnen nicht infrage.
Welche Voraussetzungen gelten zur Blutspende bei der Katze?
- Katzen dürfen max. 10 Jahre alt sein
- Sie müssen mindestens 5 KG wiegen
- Müssen ebenfalls ruhigen Gemütes sein.
- Ideal sind reine Wohnungskatzen
Wie oft darf gespendet werden und wie läuft das ab?
Ein Hund kann 3-4 Mal pro Jahr spenden, eine Katze max. 2 Mal pro Jahr.
Zuerst wird immer eine klinische Untersuchung des Spendertiers vorgenommen, die Blutgruppe bestimmt, eine Kreuzprobe mit dem Empfängerblut durchgeführt.
Dem Spendertier wird am Hals etwas Fell abgeschoren und das Blut dort mit einer Kanüle abgezapft. Einem Hund können je nach seinem Körpergewicht max. 0,5 L Blut entnommen werden, einer Katze etwa 50 ml (10 ml / KG Körpergewicht). Das Ganze dauert etwa 10 Minuten, in denen das Tier stillsitzen muss. Daher auch das vorausgesetzte ruhige Gemüt. Bei Katzen muss in der Regel trotzdem leicht sediert werden.
Gemäß den Angaben der Tierkliniken besteht für das gesunde Spendertier keinerlei Risiko, denn der Organismus kann die Blutmenge innerhalb kürzester Zeit wieder ausgleichen.
Welche Vorteile habe ich als Tierhalter?
Oft erhalten Blutspender folgende kostenfreie Leistungen vor jeder Blutspende:
- Eine allgemeine klinische Untersuchung für den Gesundheitszustand
- Eine Blutuntersuchung der Blutgruppe nach DEA
- Ein großes Blutbild
- Eine blutchemische Untersuchung der Organe
Oft gibt es danach etwas Futter und Wasser zur Belohnung.
Schon nach 30 Minuten ist dein Tier wieder fit; allerdings solltest du in den nächsten 24 Stunden größere Anstrengungen vermeiden.
Wo kann ich mich / mein Tier registrieren lassen?
Frage bei deinem Tierarzt nach. Die meisten Praxen führen eine Blutspenderdatei und sind für die meist nicht planbaren Notfälle dringend angewiesen auf flexible Hunde- und Katzenbesitzer.
Gerade hier kann dein Hund/deine Katze Leben retten.
Was passiert mit dem Blut?
Ein Teil des Blutes wird dem Spender per Bluttransfusion gegeben. Wurde nicht alles verbraucht, wird der Rest im Kühlschrank bei 2 – 6 °C max. 42 Tage aufbewahrt.
Zwischen 2 Blutspenden müssen mindestens 3 Monate liegen!
Wo kann ich mich informieren/registrieren?
Informiere dich gern bei deinem Tierarzt, ob dein Tier ein geeigneter Blutspender ist – um im Notfall Leben retten zu können.
Quellen:
https://tierklinik-oberhaching.de
https://amicura.de
https://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/Blutspenden-rettet-Leben-auch-bei-Hunden-und-Katzen-id54909906.html